Mangel an Zuwendung als Quelle für
Suchtverhalten, Kriminalisierung und Scheitern in der Ehe
Hauptthematik: Zuwendung - Aufmerksamkeit - Erziehung - Sucht - abweichendes
Verhalten - Kriminalisierung - Scheitern in der Ehe - Mutter-Kind-Beziehung -
Frau in der Kirche
Handelnde Hauptgestalten: "Raffaela" (=Gott heilt, hebr.) -
gezeichnet durch einen Mangel an Aufmerksamkeit in der Familie und ein
traumatisches Erlebnis, das eine Angstneurose zur Folge hat; Ein Seelsorger, aus
dessen Sicht die Ereignisse reflektiert werden
Inhalt
Raffaela entwickelt im Laufe ihrer Jugend ein unstillbares Verlangen
nach Aufmerksamkeit und Zuwendung. Ihre Signale verhallen oft ungehört, der
Seelsorger missdeutet ihren Hunger nach Angenommensein als Wichtigtuerei und
Provokation und verhält sich betont abweisend. Damit trifft der Raffaela jedoch
empfindlich in ihrem ohnehin schwachen Selbstwertgefühl, und die Spirale nach
unten beginnt sich zu drehen. Raffaela gerät von einer missglückten Beziehung
in die andere, ihr überstarkes Zärtlichkeitsbedürfnis wird ausgenützt und
sie auf bloße sexuelle Kontakte "abgerichtet".
Schließlich gerät
sie ganz in den Bann Milans, eines zwielichtigen Geschäftemachers, der sie
unter gefährlichen Umständen über Jahre in Abhängigkeit hält. Versuche,
sich von ihm zu lösen, scheitern immer wieder daran, dass Raffaela kein
Verstänsnis zuteil wird, am wenigsten von Seiten des Seelsorgers, der sie im
Inneren bereits abgeschrieben hat. Ihre große Chance, ein Familienglück mit
einem verständnisvollen Mann und ihrer beider Sohn, vermag sie auf Dauer nicht
durchzustehen.
Unter der häufigen beruflichen Abwesenheit ihres Mannes leidend
und genervt durch ein Kind, dessen Anforderungen sie nicht gewachsen ist, wendet
sie sich erneut Milan zu. Eines Tages bleibt nur mehr ein erschütternder
Abschiedsbrief zurück.
Bewertung und Verwendungsmöglichkeiten
"Das Buch von Irene Heise hat Qualitäten, wie sie in der gegenwärtigen
heimischen Buchszene mehr oder weniger einzigartig sind: Hohe theologische und
psychologische Substanz, wie sie gute Fachliteratur besitzt, einerseits, und
einen bisweilen stark emotional bestimmten Schreibstil, der aber nie zu
pathetisch wird, andererseits...
Ohne auch nur einmal den Zeigefinger zu erheben,
zeigt dieses Buch Wege und Möglichkeiten auf, Seelsorge zur Heilserfahrung
werden zu lassen." (R.Ganser, Referat für Ehe und Familie, Eisenstadt).
Ein mutiges Buch für alle, denen unsere Jugend ein echtes Herzensanliegen ist,
vor allem für Eltern, LehrerInnen, ErzieherInnen und SozialarbeiterInnen,
SeelsorgerInnen und Ordensleute, PsychologInnen, EheberaterInnen, Studierende
der Theologie, Psychologie und Pädagogik.
Textbeispiel
Einige Jahre zuvor, der zehnte Geburtstag unseres Sohnes. Ein naher
Verwandter schaut kurz vorbei und übergibt ihm ein Päckchen. Beim Hinausgehen
raunt er mir zu: „Mit so etwas geben die Kinder auf der Reise so schön Ruhe und
stellen nicht dauernd lästige Fragen!“ Das Geburtstagsgeschenk ist ein
Computerspiel – ganz dem Zeittrend entsprechend. Mein Mann und ich selbst hatten
es vermieden, unserem Sohn Computerspiele zu schenken und ihn mittels
Unterhaltungselektronik ruhig zu stellen.
Welch bestürzende Haltung, Kindern auch im Urlaub Walkmen und Computerspiele
in die Hand zu drücken, nur um ihnen keine Zeit, keine Aufmerksamkeit widmen zu
müssen! Wie wenig Zeit wird Kindern doch zumeist schon im Arbeitsalltag
gewidmet, wenn man sie vor den Fernsehapparat oder den Computer mit
Internetzugang setzt, wo sie alles, aber auch wirklich alles, unkontrolliert,
unhinterfragt und unkommentiert konsumieren können! Man tut jungen Menschen
nichts Gutes, gibt man ihnen statt Liebe, Zuwendung und Zeit Konsumgüter in die
Hand. Man beraubt sie vielmehr des natürlichen Rechtes auf elterliche Zuwendung
und Aufmerksamkeit.
Wenigstens hier werden die kritischen Stimmen immer lauter, so dass ich mir
hier detailliertere Ausführungen hinsichtlich zunehmender Konzentrations-,
Verhaltensstörungen und Gewaltbereitschaft ersparen kann. Kaum aber jemand fragt
im Detail nach der Befindlichkeit der jungen Menschen, die nach Einfühlung durch
ihre Mitwelt, nach Empathie hungern.
Ich habe mich weniger über das Geburtstagsgeschenk meines Sohnes, als
vielmehr über den Kommentar des Gebers geärgert und empfand es alsbald als
Genugtuung, dass das Computerspiel relativ rasch kaputt ging. Unser Sohn fand
für den Verlust kaum bedauernde Worte, und er war rasch vergessen. Mich selbst
jedoch hat diese Angelegenheit noch lange beschäftigt und mich unter Anderem zu
diesem Buch inspiriert.
Ein Einzelfall? Keineswegs, sondern längst Verkaufsstrategie. Entdeckt man
doch etwa bei den Zapfsäulen von Tankstellen Werbeplaketten einer Firma, die
Autofahrern billig Computerspiele anbietet. Dies tut sie unter der Verheißung,
der Kauf dieser Produkte würde Eltern von der „Zumutung“ befreien, sich seitens
ihres Nachwuchses auf der Fahrt Fragen stellen zu müssen. Beschäftigung statt
Zeit, Zuwendung und Liebe: das ist die Werbestrategie, die ich für eine
bedenkliche, ja überaus tragische Entwicklung halte...
Jugendliche sind nicht sehr geschätzt. Dem Kindchenschema entwachsen, passen
sie noch nicht in eine auf Knopfdruck und nach exakten Terminplänen
funktionierende Leistungsgesellschaft unter dem Diktat des neuen Götzen
„Wirtschaftswachstum“, dem alles untergeordnet wird. Jugendliche „stören“. Und
das spüren sie auch. Viele wirken unsicher und linkisch, ihre Augen sind
herausfordernd, ja Hilfe suchend auf uns gerichtet. Sie fordern Zeit – Zeit, die
der Mensch im Erwerbsleben heute nicht mehr hat oder haben will. Deshalb weicht
man ihren Blicken lieber aus. Man hat schließlich genug Anderes zu tun. Der
Tagesablauf ist genau geplant, ein Termin jagt den nächsten.
Kinder – und vor allem Jugendliche! – haben darin keinen Platz mehr.
Hier eine kurze Beschreibung:
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