Eine erste pastorale Handreichung zum Thema Digitalisierung:
Irene Heise,
Digitalisierung und Alltag: RESET. Im digitalen Alltag den Glauben neu
entdecken.
Handbuch für die pastorale Praxis
Empfohlen und gefördert von der Erzdiözese Wien!
https://www.erzdioezese-wien.at/site/nachrichtenmagazin/magazin/buecher/article/74191.html
ISBN 978-3-9503948-2-5, 253 Seiten, 2.Auflage 2020
einladend und anschaulich gestaltet in 21 Katechesen und mit 60
Abbildungen sowie 70 Zitaten aus Bibel. Mystik und von Papst Franziskus.
Diözesan gefördert und empfohlen!
ZUM GELEIT
Anstöße für dieses Buch bedeuteten Ihre Sorgen, liebe Leserinnen und Leser, aus den Diözesen, Pfarren und Klöstern im ganzen deutschen Sprachraum, welche Sie mir persönlich, fernmündlich, über Internet oder in Briefen über etliche Jahre hinweg mitgeteilt haben. Ihrem damit bekundeten Vertrauen, liebe langjährigen, treuen Leserinnen und Leser, versuche ich im Sinne einer Neuevangelisierung mit diesem Handbuch für Ihre pastorale Praxis gerecht zu werden.
Die größte Sorge, die immer wieder artikuliert wurde, bedeutet ein permanenter Glaubensschwund, die sich allmählich leerenden Gemeinden, der oft leise erfolgende Auszug aus den Gemeinden. Als eine Hauptursache wurde die überhand nehmende Digitalisierung unseres Alltags genannt, die schleichende Abgabe von Lebenskompetenz an die Betreiber der Internetforen und sozialen Medien, deren nachdrückliche, aufdringliche, ja aggressive, manipulative Vorgangsweise, Abhängigkeiten zu schaffen und die Menschen mehr und mehr fremdzubestimmen. Was anfangs für die Nutzer/innen spannende Neuerung und Abwechslung bedeutete - neue, faszinierende und schnelle Möglichkeiten der Kommunikation, Computerspiele im lustigen oder antörnenden Design von Moorhuhn oder Wunschfrauen- und Heldengestalten -, ist mittlerweile für viele zum unkontrollierbaren Dauerstress ausgeartet. Das Einstürmen von immer neuen Angeboten von verbesserter digitaler Qualität tut sein Übriges, um die Aufmerksamkeit der Nutzer/innen bereits im frühen Kindesalter immer mehr und länger an das Smartphone zu fesseln. Die Folgen sind fatal: zunehmender Verlust der Kommunikation von Mensch zu Mensch, der Pflege von Freundschaften und des Er- lebens von Natur und Kultur, verbunden mit Wertverlust und Abhandenkommen der Fantasie, permanenter Wettbewerbszwang unter dem Damoklesschwert sonstigen Gemobbtwerdens, Haltungs- und Augenschäden, schließlich Suchtgefahr, Depressionen und Burnout.
Daneben droht das Gespür für den Glauben verlorenzugehen, Lebensordnungen (wie auch das Kirchenjahr mit seinen Festen) verschwimmen in der schrillen, gleißenden und digitalen Welt, in der jederzeit alles zu finden und zu erwerben ist. Was zu spät realisiert wird, ist die allmählich schwindende Lebensfreude. Irgendwann wird erschöpft Hilfe gesucht: in der Medizin, bei Therapeuten, bei Gurus oder esoterischen Angeboten.
Zu wenige Betroffene suchen und finden einen echten Neubeginn in der Kirche. Sie begegnen uns in der Kasualpastoral wieder. Dieses Buch soll den Menschen helfen, sich mit sich selbst und der Kirche neu zu versöhnen, indem es pointiert die Schönheit des christlichen Glaubens vorstellt und zwischendurch in „verträglichen, unaufdringlichen Dosen“ die Eckpunkte des kirchlichen Lebens und der katholischen Lehre in Erinnerung ruft: In sieben Abschnitten, unterteilt in 21 Katechesen, werden die Hauptmerkmale des Glaubens beleuchtet. Sie können als Transformationsprozess in den Gemeinden betrachtet und diskutiert werden, um dann zur praktischen Umsetzung zu gelangen.
Wiederholt hat Papst Franziskus auf die Bedeutung der Kirchenlehrerinnen und Europapatroninnen hingewiesen und eine stärkere Berücksichtigung ihrer Lehren eingefordert. Dieses Buch trägt dieser Anweisung Rechnung, indem die Kapitel jeweils mit betrachtenden Texten der heiligen Frauen eingeleitet werden, insbesondere aus dem Buch „Dialog“, der Lebensgeschichte „Legenda Major“ und den Briefen der Kirchen- lehrerin und Europapatronin Katharina von Siena (von der alle angeführten Briefzitate stammen). Ergänzend kommen neben anderen Mystikerinnen zwei weitere Kirchen- lehrerinnen (Teresa von Avila und Therese von Lisieux) und eine weitere Europapatronin (die Philosophin Edith Stein), alle drei aus dem Karmel, zu Wort. An die Betrachtungen schließen ein Résumée, Präzisierungen und ergänzende Ausführungen, unterbrochen durch kürzere oder längere Fragestellungen zur Selbstreflexion oder als Diskussions- grundlage in der Gruppe, vor allem für Ihre Erwachsenenrunde und Ihren Firmunterricht.
Heilige wie Katharina von Siena und die Mystikerinnen des Karmel können uns durch ihre Theologie und ihre Botschaften auch (und besonders) in unseren Tagen wirksam helfen,
- uns mit den digitalen Errungenschaften und Techniken sowohl im privaten, als auch im beruflichen Bereich so auseinanderzusetzen, dass wir sowohl diese gezielt nutzen, mit Maß und Ziel,
- den Alltag mit all seinen Herausforderungen zu meistern und zu einer Ausge- glichenheit der Kräfte in unserem Leben zu finden;
- zugleich aber im Sinne des Gleichgewichts der Kräfte lernen, uns von bestimm- ten Einflüssen abzugrenzen, die zu übermäßiger Belastung und Suchtverhalten führen können.
Vor allem die Lehre der hl.Katharina von Siena bietet uns in diesem Buch bisher ungenutzte, ja zuvor weitgehend noch unentdeckte Möglichkeiten, unseren Glauben auch im digitalisterten Alltag zu leben und so zu einem ausgeglichenen Leben in Frieden zu finden.
Neben den Hauptanliegen der Schönheit unseres Glaubens, Barmherzigkeit und Empathie soll das vorliegende Buch eines vermitteln: nicht lieblos „streng katholisch“ ist das anzupeilende Ziel, sondern ein liebevoll gelebter Glaube unter ständiger Wachsamkeit und mit dem nötigen Gebrauch unserer Gabe der Vernunft:
Gott zwingt nicht, Gott hetzt nicht, Gott liebt!
So ist auch dieses Buch nicht in einem Atemzug durchzuarbeiten (was neuen Stress bedeuten könnte). Vor allem der/die Einzelleser/in möge bitte sein/ihr ganz persönliches Tempo finden, und würde das für’s erste auch nur bedeuten, Fotos und Bilder auf sich wirken zu lassen, um dann langsam zu beginnen, in den Text einzutauchen. Wichtig ist der allmähliche, innere Gewinn, ausgehend von einer bewussten Wahrnehmung der eigenen Seele als Ort, in dem Gott selbst wohnt.
Es ist mir eine besondere Freude, dieses Buch zum nunmehr zehnjährigen Bestehen des von mir gegründeten Spirituell-theologischen Zentrums Katharina von Siena als Transformationsprozess für die kirchliche Praxis, beheimatet am Referat für Spiritualität, Pastoralamt der Erzdiözese Wien, herauszubringen.
Mögen die folgenden Seiten der Suche vieler Menschen nach echten Antworten entsprechen und ihnen innere Ruhe und Frieden schenken.
Wien, im Oktober 2018
Ihre Irene Heise
|
|