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Sakramententheologie der hl.Katharina von SienaIm Zuge ihrer langjährigen theologischen und sozialwissenschaftlichen Arbeit
an der Sakramentenfrage für Wiederverheiratete Geschiedene, unter Anknüpfung
zahlloser Dialoge mit Amtsträgern im ganzen deutschsprachigen Raum und darüber
hinaus, sowie durch ihr Buch: Caterina von Siena - Gebt ihnen zu ESSEN!
, im
Vatikan präsent, hat Prof.Irene Heise für diesen Themenbereich entscheidende
Pionierarbeit geleistet: sowohl in der theologischen Weichenstellung für das
Nachsynodale Apostolische Schreiben „Amoris Laetitia“ von Papst Franziskus
selbst, als auch grundlegend für die einhellige Zustimmung der deutschsprachigen
Bischöfe zur Einzelfalllösung in den vorbereitenden Bischofssynoden 2014 und
2015.<br> In Caterinas "Dialog von der göttlichen Vorsehung" findet sich ein zentrales Gleichnis: Christus als Brücke, die sich von der Ewigkeit her zu den Menschen auf Erden spannt. Wer in seiner Nachfolge über diese Brücke geht, wird in einer "Herberge" mit Leib und Blut Christi gelabt und ist vom "Regen der Gerechtigkeit" geschützt, da die Brücke "mit Erbarmen überdacht" ist. Und genau dieses Erbarmen, die Barmherzigkeit Gottes ist es, die in Caterinas Schriften eine überragende Rolle spielt: Nach Caterinas Lehre sind Gottes "Flügel der Barmherzigkeit" stets geöffnet, selbst im Dunkel der Todsünde; Gott ist mehr bereit zu verzeihen, als ein Mensch sündigen kann! Gott will Barmherzigkeit sogar dann vor die Gerechtigkeit stellen, wenn der Mensch selbst es nicht will – vor allem dann, wenn ein anderer in stellvertretender Sühne für ihn vor Gott tritt. Gute Hirten der Kirche richten nicht, sie nehmen vielmehr die Lasten ihrer "Schäflein" in stellvertretender Sühne auf sich und bringen sie "in großem Mitleid" (Empathie!) vor Gott. Sie sollen "das Herz in Barmherzigkeit ausweiten"; nicht durch Vertuschung der Sünde, sondern indem sie mit den Sünder/innen "schwach werden", ihnen die Lasten abnehmen, an Statt ihnen neue aufzubürden. Auch ohne deren vollkommene Reue sollen die Hirten Barmherzigkeit üben, gegebenenfalls über ihre Schwächen hinwegsehen und "Auswege" schaffen (1 Kor 10,13!). Und: Der Amtsträger hat die Pflicht, zu ordnen, wie Caterina immer wieder betont! Eine dauerhafte Sakramentenverweigerung ist nach Caterina kein taugliches Mittel zur Buße: Diese muss dem Fassungsvermögen und Gesundheitszustand des/der einzelnen angepasst sein, in einem Maß, dass er/sie es auch tragen kann. Niemand darf auf den Weg schwerer Buße gezwungen werden, wie auch die Zumutung, in einer zweiten Ehe grundsätzlich auf eheliche Akte zu verzichten: "Gebt ihnen die Buße als Werkzeug und nicht als ein Hauptanliegen!", "Oft handelt der besser, der im Unrecht zu sein scheint, weil er weniger Buße tut, aber mehr Liebe hat!". Bei Caterina ist das Verharren in schwerer Sünde als "Verharren in bösem Tun" definiert. Sie nennt ein sicheres Zeichen, wenn die Sünde genommen worden ist: Ein guter Wille, Gott nicht zu beleidigen, verbunden mit einer Abneigung gegen die Sünde. Ohne bewusste Zustimmung zur Sünde gibt es keine Schuld. Wie schwer die Sünde wiegt, wird bestimmt durch das Maß der Liebe: Wo Liebe, da Gnade; wo Gnade, da kein Verharren in schwerer Sünde. Gott lässt Gebet und Buße nicht lebenslänglich unbeantwortet, er will neues Leben schenken, auch wenn der Mensch keinen Ausweg mehr weiß. Es obliegt den Hirten der Kirche, einen solchen zu eröffnen! Alles von Gott Zugelassene – so auch Scheitern in der Ehe und eine neue Partnerschaft – entspringt der Barmherzigkeit Gottes und ist nicht als Strafe aufzufassen. Nicht das Richten ist Aufgabe des Amtsträgers, sondern das Fragen nach der Absicht Gottes im Fehlen und Scheitern, nach Gottes Willen in ihm! Nur "Elende" geben dem Mitmenschen Ärgernis, indem sie ihnen zu schwere Lasten auferlegen. Wenn Gott dem Menschen nicht mehr auferlegt, als er tragen kann, dürfen es auch die Amtsträger nicht! "Wahnsinnigen gleich berauben sie sich der Güter der Erde und des Himmels. Und schon in diesem Leben empfangen sie das Angeld der Hölle." Zuvor sind die "Wahnsinnigen" genauer erörtert worden: Es sind jene, die in ihrem "Unverstand" alle auf den "Weg schwerer Buße" zwingen wollen, den sie selber gehen (und zu gehen der Lage sind). Die Ursache der Unbarmherzigkeit mancher Hirten ortet Caterina in der geistlich-religiösen Selbstsucht, die in der Eigenliebe als "Sünde aller Sünden" wurzelt. Sie tritt in verschiedenen Verkleidungen auf, wie in ängstlicher Fixierung auf bestimmte religiöse Praktiken, die den Blick auf das Wesentliche, den Willen Gottes und die konkrete Anrufung des Heiligen Geistes, verstellen. Der Blickwinkel verengt sich immer mehr, die religiöse Praxis wird pervertiert und der Betreffende meint, alles, was nicht in seinen eigenwillig festgelegten und krampfhaft festgehaltenen Horizont passt, scharf ablehnen zu müssen. Das Heilmittel wäre ein stetes Bemühen um Selbsterkenntnis, die Caterina unermüdlich einmahnt. So vermag sich der Blick dem Wehen des Geistes zu öffnen; sein Licht ist nötig für einen Respekt vor dem Wirken des Geistes im Nächsten und zur rechten Unterscheidung. Niemand darf sich vor Gott mehr erleuchtet wähnen als die anderen, die Gnadengaben sind gemeinsam zu gebrauchen. Das einzige Unendliche, das der Mensch Gott tatsächlich zu geben vermag, ist das sehnsüchtige Verlangen als Echo des liebenden Verlangens Gottes nach dem Menschen. Dazu zählt auch die Bereitschaft zum Leiden, das im Gegensatz zum Verlangen jedoch zeitlich begrenzt ist! Das durch Gebet und Sakramentenempfang stets zu nährende Verlangen ist unendlich höher zu bewerten, weswegen lebenslängliche Bußen verwerflich sind, da sie geeignet sind, das Verlangen nach Gott zu zerstören und auszulöschen! Ein Verbot oder Verzicht auf den Empfang der Eucharistie widerspricht der Vorsehung Gottes, die Eucharistie als "wahre Speise" und "wahrer Trank" ist unersetzlich und unverzichtbar (Joh 6,55). Caterina, die jahrelang nur von der Eucharistie gelebt hat, ist uns dafür zu einem lebendigen, erschreckend lange unverstandenen Zeichen geworden! Caterina sieht den Papst als "Kellermeister", "Türhüter" und "Verwalter" der Sakramente im "Weinkeller" der Kirche. Sie definiert das kirchliche Amt selbst vom (bei ihr sehr differenziert gesehenen) Begriff des Blutes Christi her: Das Blut ist es, das dem Menschen das Leben der Gnade schenkt und ihn an der Gemeinschaft des Heiligen Geistes Teil haben lässt. "Ihm (dem Papst) wurde aufgetragen, das Blut auszuteilen, und ihm stand es zu, Diener (Priester) einzusetzen, damit sie helfen, das Blut dem ganzen, die Welt umfassenden Leib der Christenheit zuzuführen." Eine Auswahl an Würdigeren gibt es nur bei den Amtsträgern, die die Sakramente "reichlich spenden" sollen, nicht jedoch bei den empfangenden Gläubigen! Denn würdig, den Leib und das Blut des Herrn zu empfangen, ist tatsächlich niemand! Die Kirche selbst ist für Caterina wesenhaft vergegenwärtigendes Zeichen des
Bundes Christi mit den Menschen, wie es auch die Kirche lehrt. Die Ehe hingegen
ist der vorläufigen Welt zugehörig, noch nicht die Erfüllung und somit fehlbar.
Hier muss es die Möglichkeit auf einen echten Neubeginn geben, der mit einer
Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zu den Sakramenten Buße und
Kommunion einherzugehen hat. |
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